Kann die Automobilindustrie auf Dauer auf Dieselfahrzeuge verzichten? Laut Schaeffer kommt es darauf an, dass die Automobilindustrie gegenüber der Kundschaft den Beweis antritt, dass saubere Dieseltechnik sogar gegenüber Hybrid- oder Elektrofahrzeugen Vorteile besitzt.
Kennzeichen „D“ wie Diesel
Sollte Rudolf Diesel, der am 29. September 1913 im Ärmelkanal sein nasses Grab fand, auf Wolke Sieben das Hickhack verfolgt haben, das sich zur Zeit rund um seinen Motor dreht, dürfte ihm die Harfe aus der Hand gefallen und das Frohlocken vergangen sein. Inzwischen jedoch könnte er sich beruhigen. Weltweit mehren sich die Stimmen, die – allen Unkenrufen zum Trotz – dem Selbstzünder eine positive Zukunft voraussagen. Wie zum Beispiel die von Allan Schaeffer, Vorsitzender der unabhängigen Organisation Diesel Technology Forum kürzlich anlässlich einer Konferenz der International Motor Press Association in New York, der ältesten und bedeutendsten Vereinigung amerikanischer Motorjournalisten.
Kein Zweifel, seit sich die Manipulationen von VW am Abgasverhalten vieler seiner Modelle herumgesprochen haben, machen immer mehr amerikanische Autokäufer einen Bogen um neue Modelle mit Dieselmotor. Doch Diesel Technology Forum-Chef Allan Schaeffer ist davon überzeugt, dass sich der Trend alsbald umkehren wird: „Auf den Diesel kann die Automobilindustrie auf Dauer nicht verzichten, wenn sie zukünftige Vorschriften für Treibstoffverbrauch und Energie-Effizienz erfüllen will.“ Seiner Meinung nach werden die Vorgaben für eine signifikante Senkung des Verbrauchs den Dieselfahrzeugen neuen Auftrieb bescheren. Liegt doch ihr Wirkungsgrad um 30 Prozent über dem von Autos mit Benzinmotor. Inzwischen schaffen es sogar die in den USA besonders populären Diesel-Pick-ups, die für sie bislang magische Verbrauchsgrenze von acht Litern auf 100 Kilometer zu unterbieten.
Für 2017 erwartet Schaeffer 24 neue Dieselfahrzeuge auf dem amerikanischen Markt, fünf Pkw, zwölf SUV und sieben Pick-ups. Treffen entsprechende Gerüchte ein, wird es im kommenden Jahr sogar eine Diesel-Version des Pick-ups Ford F-150 geben, des meist verkauften Fahrzeugs in den USA, was die Bedeutung des Diesels noch mehr unterstreichen würde. „Niemand sollte das Diesel-Baby mit dem VW-Badewasser ausschütten“, (Don’t throw the diesel baby out with the VW bathwater) war daher blumig auf dem Diesel Technology Forum zu hören, und: „Die Sünden von Volkswagen werden die schlauere Diesel-Konkurrenz nicht umbringen.“ (The sins of Volkswagen can’t kill gasoline’s smarter sibling). Ein deutliches Zeichen dafür präsentierte erst vor einem Monat das renommierte US-Verbrauchermagazin Consumer Reports. Es stufte Audi als beste Marke noch vor Lexus, Porsche und BMW ein und gab dem Audi A6 Bestnoten.
Nun kommt es laut Schaeffer darauf an, dass die Automobilindustrie gegenüber der Kundschaft den Beweis antritt, dass saubere Dieseltechnik sogar gegenüber Hybrid- oder Elektrofahrzeugen Vorteile besitzt. Unter sauberer Dieseltechnik (New clean diesel technology) ist eine Kombination aus nahezu schwefelfreiem Diesel, hocheffizienten Motoren und modernster Abgas-Nachbehandlung zu verstehen. Nur mit diesem Zusammenspiel lässt sich auch mit einem Diesel saubere Luft, weniger Treibhausgas-Emissionen und eine nachhaltige Umweltschonung erreichen. Dabei darf nicht unter den Tisch fallen, dass Diesel die höchste Energiedichte pro Liter gegenüber allen herkömmlichen Treibstoffen für Fahrzeuge besitzt und zudem aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden kann.
Der Diesel wird sich nach Auffassung des Diesel Technology Forums in Zukunft mehr und mehr auch in den beliebten Pick-ups durchsetzen. Schon für das kommende Jahr will Cummins, US-amerikanischer Hersteller von Diesel- und Gasmotoren, einen für diese Autos konstruierten 2,8-Liter-Dieselmotor vorstellen, der auf der Autobahn weniger als sechs Liter Diesel auf 100 Kilometer verbraucht. ampnet/hrr
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