Natur pur und ein wahres Multi-Talent: Löwenzahn entpuppt sich zunehmend als wichtiger Rohstoff für die gummiverarbeitende Industrie. Nachdem etwa Continental bereits erfolgreich Reifen aus dem Saft der „Pusteblume“ hergestellt hat, stehen nun Motorenlager als weitere Anwendungsmöglichkeit auf der Agenda.
Auf der internationalen Automobil-Ausstellung (noch bis 27. September 2015) in Frankfurt am Main stellt ContiTech vielversprechende Forschungsergebnisse für Schwingungs- und Lagerungselemente auf Basis des sogenannten „Taraxagum“ vor.
Das Ziel:
Die Entwicklung eines umwelt- und ressourcenschonenden Verfahrens zur Produktion von Naturkautschuk im industriellen Maßstab. Unterstützung erhält der Zulieferer bei dem Vorhaben vom Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie und dem Institut für Biologie und Biotechnologie der Pflanzen an der Uni Münster.
Taraxagum ist ein Naturkautschuk auf Löwenzahn-Basis und bietet sich als nachwachsender Rohstoff für eine nachhaltige Produktion an. Die Nutzung bietet große Vorteile für die Umwelt. Der Naturkautschuk soll helfen, die Elemente auf die unterschiedlichen Anwendungen in Getriebe- und Motorlagern anzupassen und die Teile gleichzeitig langlebig zu machen.
Die Beanspruchung des Materials ist in diesem Bereich sehr hoch. Denn diese Lager nehmen statische Lasten auf, isolieren den Körperschall, begrenzen die Bewegung des Motors und verhindern, dass er bei einem Unfall abreißt. Zusätzlich dämpfen sie Schwingungen und Stöße, die von der Fahrbahn ausgehen. „Die Anforderungen an Aggregate-Lager sind ganz andere als an Reifen. Wir müssen beispielsweise mit starken dynamischen Beanspruchungen bei hohen Temperaturen zurechtkommen“, sagt Dr. Anna Misiun, die bei ContiTech Vibration Control die Aktivitäten zum Projekt leitet.
„Der anspruchslose Löwenzahn wächst in gemäßigtem Klima und selbst auf Böden, die für die Produktion von Nahrungs- und Futtermitteln nicht geeignet sind. Transporte aus tropischen Ländern entfallen damit. Das verbessert die CO2-Bilanz des Rohstoffs beträchtlich“, erklären Professor Dirk Prüfer vom Fraunhofer IME und Dr. Christian Schulze Gronover Institut für Biologie und Biotechnologie der Pflanzen der Uni Münster. Und die größere Unabhängigkeit von traditionellen Rohstoffen mit teilweise stark schwankenden Marktpreisen bietet Vorteile für die Industrie. mid/ts
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung wiedergibt.
Schreibe einen Kommentar