Scheint auch 2016 auf dem Automarkt die Sonne? Auf ein gutes Autojahr 2015 folgt ein besseres Autojahr 2016. Allerdings steigen trotz höherer Absatzzahlen und neuer Umsatzrekorde die Risiken für die Gewinne. Die Gründe: Für den verhaltenen Ausblick liefern die wirtschaftliche Rezession in einigen großen Märkten, steigende Investitionen ohne Ertrag bei den elektrischen Antrieben und schärfere Umweltauflagen. Zudem werden die China-Marken immer stärker in ihrem Heimatmarkt auftreten und Marktanteile gewinnen. Die Verkäufe in Deutschland zeigen für 2016 im Vergleich zum Vorjahr eine eher sinkende Tendenz.
Dennoch erscheint für Auto-Professor Ferdinand Dudenhöffer ein neuer weltweiter Verkaufsrekord realistisch. Der Direktor des CAR-Instituts und Experte für Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen erwartet einen Absatz von knapp 78 Millionen Neufahrzeugen im kommenden Jahr. Nach seiner Berechnung kommt das Jahr 2015 auf die Verkaufsmarke von 76 Millionen, nach 74,4 Millionen in 2014.
Den guten Verkäufen stehen immer höhere Belastungen durch schärfere Emissions-Vorschriften gegenüber. Milliardenbeträge sind von den Herstellern mit großen Diesel-Verkaufsanteilen wegen der neuen, ab 1. Januar 2016 geltenden EU-Abgastests für Neufahrzeuge aufzubringen. Diese sehen künftig neben dem Test auf dem Rollenprüfstand auch Abgasprüfungen auf der Straße im Fahrbetrieb vor. Dafür gilt zwar noch eine Übergangszeit mit tolerierten Abweichungen, aber schon in zwei Jahren wird das Schadstoff-Limit immer strenger. Besonders die deutschen Premium-Hersteller mit einem Diesel-Neuwagenanteil von über fünfzig Prozent sind zu erheblich höherem Reinigungsaufwand gezwungen. Für die deutschen Marken wird der bisherige Diesel-Wettbewerbsvorteil laut Professor Dudenhöffer zur Belastung.
Gleichzeitig sieht Dudenhöffer bei der Elektromobilität eine Trendwende. Allerdings noch nicht für die Verkaufszahlen. Aber alle deutschen Premium-Hersteller arbeiten an Elektroautos mit Reichweiten von mehr als 500 Kilometern und Ladezeiten von weniger als 30 Minuten. Wie eine „Verkaufsbremse“ wirken jedoch die niedrigen Ölpreise. Diese fördern fatalerweise den Umstieg auf SUVs mit höheren Verbräuchen.
Nach den Prognose-Zahlen des CAR-Instituts wird 2016 ein Jahr der Chinesen auf ihrem heimischen Markt. Die chinesischen Autoproduzenten mussten über Jahre hinweg mit Verlusten rechnen, für 2016 erwartet Dudenhöffer dort „ein Jahr der SUVs“, denn die China-Marken werden den dortigen Markt mit preisgünstigen SUV und Kompakt-SUV „regelrecht fluten“. Sorgenkinder für die internationale Autoindustrie bleiben Brasilien und Russland. Für den südamerikanischen Staat wird ein Rückgang von sieben Prozent und für Russland ein Minus von drei Prozent erwartet.
Mit Wachstum sei auf den Märkten in China, den USA, in Japan und in Indien sowie in einigen europäischen Märkten zu rechnen. Trotz des positiven Wirtschaftswachstums sieht Dudenhöffer den deutschen Markt wegen der ausgeprägten Rabatt- und Tageszulassungs-Strategie von Herstellern und Händlern für das Jahr 2016 im Vergleich zu 2015 im leichten Sinkflug. Weil die steigende Nachfrage in Südeuropa für eine bessere Auslastung der Produktionskapazitäten sorgt, werde der Rabatt-Druck in Deutschland zurückgehen und die Neuwagen-Nachfrage ebenfalls. mid/wp
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